 |
Als sich meine Yamaha AS3 langsam zu einem Pflegefall entwickelte, suchte ich nach einem günstigen Motorrad, mit dem ich mehr fahren als basteln konnte. Freunde empfahlen mir eine MZ: "So ein richtig robustes Motorrad, ohne technischen Schnickschnack, aber mit einem abgeschlossenen Fett-Kettenkasten!" So kaufte ich von einem Klassenkameraden die MZ TS 150 für 850 DM.
Fürwahr, es war ein uriges Gerät! Von der Zweizylinder-Yamaha war ich ein relativ ruhiges Fahren gewohnt, jetzt aber hatte ich einen einzylindrigen Vibrator. Was Vibrationen so alles schaffen, lernte ich im Verlauf der nächsten Monate kennen.
Das Fahren mit der MZ machte Spaß. Die Sitzhaltung war sehr bequem. Die Beschleunigung war nicht sehr stark, aber durch den Einzylinder hatte man das Gefühl, auf einer kleinen Rakete zu sitzen. Die Geschwindigkeit war nie so ganz genau abzulesen, der Zeiger pendelte meist so um plus/minus 30 Km/h um das tatsächliche Tempo.
Ich habe mir nicht so genau gemerkt, was in der kurzen Zeit, in der ich die MZ fuhr, alles kaputt ging. Meist waren es Schrauben, Muttern oder irgendwelche anderen Teile, die sich losvibrierten. Ich will nur die Probleme beschreiben, die mir nachhaltig in Erinnerung blieben:
Abends, auf einer Landstraße, ca. 800 Meter vor einer auf Rot wechselnden Ampel gibt die Maschine plötzlich Vollgas! Mit Tempo 130 (105 ist Höchstgeschwindigkeit) rase ich immer schneller auf die rote Ampel zu. Ich greife zur Lampe und schalte dort die Zündung aus. Es dauert noch lange, bis der Kolben endlich still steht. Was war passiert? Der Vergaserdeckel hatte sich losvibriert, und der Motor wurde zum Düsentriebwerk!
Eines Nachmittags gibt der Motor im Sauerland fürchterliche Geräusche beim Gas Wegnehmen von sich. Läuft die Maschine im Leerlauf, ist alles OK. Beim näheren Hinsehen erkenne ich, dass fast alle Schrauben, die den Motor im Rahmen halten sollen, sich gelöst und teilweise entfernt haben!
Die Fahrt zum Elefantentreffen 1976 dauert keine Stunde, bis ich wieder umkehre. Sobald der Motor warm ist, stottert er und versagt seinen Dienst, bis er wieder kalt ist. Diagnose in der Werkstatt: "Wahrscheinlich defekte Kurbelwellenlager!"
Danke, das war's! Ich habe keine Lust mehr zum Basteln! Gemeinsam mit der Yamaha gebe ich die MZ in Zahlung, als ich mir die Honda CB400F kaufe. Es fällt mir überhaupt nicht schwer sie im Hause des Händlers abzugeben!
Ich will nicht grundsätzlich auf MZ schimpfen, ich kenne auch Leute, die sehr zufrieden Tausende von Kilometern gefahren sind. Ich jedoch hatte die berühmte Montagsmaschine!
|
|
|
|